Eine echte Marktlücke
Ein
weiterer Vorteil: Da die neuen Vorhänge lichtdurchlässig
sind, lassen sie sich vielseitig einsetzen, etwa in Büros,
Sitzungszimmern, Restaurants, Hotellobbys, Seminarräumen bis
hin zum Mehrzwecksaal. Oft leisten sie den entscheidenden Beitrag,
um die für diese Räume geltenden akustischen
Anforderungen und Richtlinien zu erfüllen. Dass die neuen
Textilien eine Marktlücke schliessen, zeigt sich bereits kurz
nach Markteinführung; das Interesse sei «enorm»,
so Eggenschwiler.
Die
Idee eines Lärm schluckenden und gleichzeitig leichten,
lichtdurchlässigen Vorhangs stammt von der Textildesignerin
Annette Douglas, die sich schon seit längerem mit der
Wechselwirkung zwischen Schall und Textilien beschäftigt und
2005 mit dem Swiss Textile Design Award für das Projekt
«Akustikwände für Grossraumbüros»
ausgezeichnet wurde. Zusammen mit Forschern der Empa-Abteilung
«Akustik/Lärmminderung» sowie der Seidenweberei
Weisbrod Zürrer AG reichte sie 2010 ein entsprechendes Projekt
bei der Kommission für Technologie und Innovation (KTI) ein,
unterstützt von Forschern der Empa-Abteilung «Advanced
Fibres». Keine leichte Aufgabe, denn dünne und damit
lichtdurchlässige Gewebe sind normalerweise miserable
Schallschlucker.
Erfolgreiche Kombination von Computermodellierung,
akustischer Messung und Textilfachwissen
Das
erste akustisch optimierte Leichttextil entstand – am
Computer. Dank dessen Eigenschaften wollten die Empa-Akustiker den
Textilfachleuten eine Art «Rezept» vorgeben, mit dem
sich gezielt ein Schall schluckendes Gewebe herstellen lassen
sollte. Dazu entwickelten sie zunächst ein Rechenmodell, das
sowohl die mikroskopische Struktur der Gewebe als auch deren
makroskopischen Aufbau abbildet. In Kombination mit unzähligen
akustischen Messungen an verschiedenen, eigens von
Weisbrod-Zürrer gewobenen Proben konnten sie das Gewebe
Schritt für Schritt akustisch optimieren. Annette Douglas
gelang es, die neuen Erkenntnisse webtechnisch zu übersetzen.
Sie wählte die Garne aus, die den Stoffen die notwendigen
Eigenschaften hinsichtlich Brennbarkeit und
Lichtdurchlässigkeit verliehen, und bestimmte die
Gewebekonstruktion, d.h. wie die Fäden ineinander verwoben
werden sollten. Weisbrod-Zürrer konnte schliesslich die
anspruchsvollen Herstellungsprozesse so anpassen, dass die
industriell gefertigten Vorhänge tatsächlich die
gewünschten akustischen Eigenschaften aufwiesen.
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